No-Code – so geht Programmieren heute
In diesem Beitrag geht es um neue Methoden, die Zugang zu Informationstechnologie und Computerprogrammen für alle Menschen bedeuten – ganz ohne Programmierkenntnisse und schwierige Codes. Eben No-Code.
Wenn Sie vor 1975 geboren sind, erinnern Sie sich vielleicht noch an den legendären Heimcomputer Commodore 64. Mit dem revolutionären Activision Gamemaker von Garry Kitchen war es auf einmal möglich, eigene Spiele zu entwickeln, ohne dabei auch nur eine einzige Zeile Programmcode zu schreiben. Keine komplizierten Programmiersprachen mehr nötig, denn alles, was man dazu brauchte, war ein Joystick. Hintergründe, Spielfiguren, Musik und Soundeffekte fügten sich am Bildschirm ganz einfach zu erstaunlich komplexen Computerspielen zusammen. Das gleiche Prinzip verwendet auch No-Code und blickt so gesehen schon auf eine lange Tradition zurück.
Was verbirgt sich eigentlich genau hinter No-Code?
Klassische Programmierarbeit besteht aus Tausenden von Programmzeilen, die mitunter ellenlange Schleifen, verwirrende Unterprozeduren und oftmals auch kryptische Anweisungen enthalten. Selbst mit der Einführung modularer Programmiersprachen ist es immer noch schwierig, vorhandene Anwendungen anzupassen, wenn ein Programmierer länger erkrankt ist, die Firma verlässt oder in Rente geht. Auch bei externen Dienstleistern besteht die Gefahr einer langwierigen und damit teuren finanziellen Abhängigkeit. Und genau hier setzt No-Code an. Mit dieser Methode sind Sie in der Lage, Programme und Applikationen zu erstellen, ohne dabei auch nur eine einzige Zeile Code zu programmieren. Im Prinzip funktioniert das Ganze wie ein digitaler Baukasten, in dem Sie unterschiedliche Elemente erstellen und miteinander verbinden. Ein weiterer Vorteil: Programmierer waren bisher auch immer auf Mitarbeiter angewiesen, um den betrieblichen Workflow in ihrer Anwendung abzubilden. Mit No-Code kann nun ein entsprechend geschulter Mitarbeiter solche Programme in erstaunlich kurzer Zeit selbst erstellen. Das Baukasten-Prinzip sorgt darüber hinaus dafür, dass alle Schritte und Anweisungen komplett nachvollziehbar sind. Damit findet sich ein neuer Mitarbeiter sofort problemlos zurecht. Und kann so schnell und einfach die Arbeit seines Vorgängers fortsetzen.
Die Abgrenzung zwischen Low-Code und No-Code
Low-Code wird gerne als Hybrid zwischen modernem No-Code und klassischer Programmierarbeit verstanden. Dabei geht es in erster Linie darum, Funktionalitäten, die sich nicht mit No-Code abbilden lassen, durch einen selbst programmierten Code zu ergänzen. Low-Code ist somit ein Schritt zurück zum ursprünglichen Programmieren. Der Vorteil besteht darin, dass Sie natürlich mit wesentlich weniger Programmzeilen auskommen. Sie müssen nur die über den Standardumfang der No-Code-Lösung hinausgehenden Elemente programmieren lassen. Der Nachteil liegt allerdings deutlich auf der Hand: Sie benötigen wieder einen teuren Programmierer.
Moderne Entwicklungsumgebungen sind heute aber schon so ausgelegt, dass Sie sehr viele Betriebsabläufe komplett in No-Code umsetzen können. Daher sollte Low-Code immer nur die absolute Ausnahme sein.
Wie funktioniert das nun im Detail?
Sie möchten weg von diesen zahllosen Excel-Listen, die immer noch in Ihrem Unternehmen rumgeistern? Um dann umständlich in Ihre vorhandenen Systeme eingepflegt zu werden? Dann ist No-Code genau die richtige Lösung für Ihr Problem.
1. Was genau möchten Sie vereinfachen?
Nehmen wir dieses Beispiel: Ihre Firma beschäftigt sehr viele Außendienstmitarbeiter, die Ihre Arbeitszeiten und auch Ihre Abrechnungsformulare bisher nur in Excel erfassen. Diese Listen werden dann per Mail oder Fax vom Homeoffice aus an Ihren Firmenstandort übermittelt. Dort werden die benötigten Daten manuell in vorhandene ERP-Systeme wie SAP oder andere eingegeben. Sie haben schon lange das Gefühl, dass dieses Verfahren zu aufwendig, zu umständlich und darüber hinaus auch sehr unwirtschaftlich ist, und möchten nun die ganzen Abläufe in ein modernes Programm überführen.
2. Wie setzen Sie nun Ihre Anforderungen mit No Code um?
Zunächst legen Sie einmal fest, welche Daten erfasst werden. In einem zweiten Schritt folgt dann die weitere Verarbeitung dieser Werte. Idealerweise erfolgt dabei ein automatischer Import in Ihre ERP-Systeme. Sind diese Abläufe geklärt, erstellen Sie zunächst mit dem digitalen Baukasten entsprechende Eingabemasken und legen dann fest, wie die Daten weiterverarbeitet werden sollen. Über eine No-Code App können dann Ihre Außendienstmitarbeiter die Arbeitszeiten komfortabel auf dem Firmenhandy eingeben. Die App selbst leitet die Eingaben direkt an Ihr ERP-System weiter. Auch Cloud-basierte Lösungen sind natürlich denkbar.
3. Muss ich jedes Rad komplett neu erfinden?
Nein! Das „Nicht-Programmieren“ entwickelt sich ständig weiter. Auch die Anbieter der Lösungen lernen ständig dazu und bekommen hilfreiche Rückmeldungen von No-Code Nutzern oder entsprechenden Internetforen. Ähnlich wie ein Programmierer, der einen immer wiederkehrenden Programmcode zu Funktionen oder Modulen zusammenfasst, bieten No-Code Plattformen in ihrem Lieferumfang bereits einfache Standard- oder Musterlösungen an, die Sie mit minimalen Anpassungen direkt in Ihr Projekt übernehmen können. Warum also nicht bereits vorhandene Masken und Workflows in Ihrer No-Code App verwenden? Das spart Zeit und vor allem bares Geld.
4. Was muss ich noch beachten?
No-Code Systeme sind selbstverständlich kein magischer Hokuspokus, der Ihnen von den Augen abliest, welche Prozesse digitalisiert werden sollen. Zu Beginn sollten Sie sich einmal Gedanken machen, welche Informationen von wem wohin bewegt werden sollen. Wenn Sie den Prozess verstehen, ist die Umsetzung in die Programmrealität sehr einfach. Und das Beste: Sie müssen sich nicht um den Engpass Ihrer IT-Fachleute kümmern, denn mit No-Code Systemen können auch absolute Laien die Anforderungen einer Fachabteilung in stabile IT-Systeme übernehmen.
No-Code – mehr Vorteile geht nicht
“Only half of programming is coding – the other 90 % is debugging.“ Dieses Zitat eines unbekannten Programmierers bringt es auf den Punkt. Bei der Programmierung werden der Programmtest und die damit verbundene Fehlersuche oft unterschätzt. Das dürfte der häufigste Grund sein, warum IT-Projekte in der Praxis viel länger dauern als ursprünglich geplant. Sie können dieses Problem ganz einfach ausschalten, indem Sie sich mit No-Code-Methoden auseinandersetzen.
Warum unnötig kompliziert, wenn es auch einfacher geht? Überzeugen Sie sich selbst: No Code ist Ihre zukunftssichere Lösung für individuelle Programme, die präzise auf Ihr Unternehmen oder Ihre Fachabteilung zugeschnitten sind. Ohne langes Warten auf die IT-Abteilung und so flexibel, dass sich die IT Ihnen anpasst und nicht umgekehrt.